Woran erkennt man einen Blackout? Nachdem in Baden-Baden Zehntausende ohne Strom waren und die stabile Stromversorgung noch immer nicht gewährleistet werden kann, ging unter Krisenvorsorglern wie so oft bei heftigeren Stromausfällen die Frage um, wie man einen lokalen Stromausfall von einem großflächigen Blackout unterscheiden kann.
Im Jahr 2020 kam es allein in Deutschland zu über 162.000 lokalen Stromausfällen. Die meisten von ihnen können durch Techniker vor Ort binnen weniger Stunden behoben werden, während sich manch anderer Stromausfall über mehrere Tage hinziehen kann. Gemeinsam haben jedoch alle Stromausfälle der vergangenen Jahre, dass sie lokal auftreten und gelegentlich ganze Ortschaften oder zumindest einzelne Stadteile betreffen.
Gründe für lokale und regionale Stromausfälle kann es viele geben. Während im Jahr 2019 fehlende Informationen über die verlegten Stromkabel und eine ungünstig gelegene Baustelle für einen dreitägigen Stromausfall verantwortlich gewesen sein sollen, scheint bei den jüngsten Ereignissen in Baden-Baden – anders als vormals kommuniziert – ein Kabelbrand die Schuld zu tragen.
Wer dabei glaubt, dass sich solche Ereignisse ausschließlich lokal ereignen können, irrt: Durch das immer komplexer werdende Stromnetz, die fehlende Computersicherheit in vielen Kraftwerken und die mittlerweile offen kommunizierte Angst vor einem Blackout im Winter sind nur einige von vielen Zeugen dafür, dass ein Blackout keine Frage des Ob, sondern des Wann ist.
Was ist ein Blackout?
Doch nun einmal langsam. Was ist denn überhaupt ein Blackout und inwiefern unterscheidet er sich von einem Stromausfall? Formen von Blackouts gibt es viele, wie beispielsweise im Gesundheitswesen, im Bankwesen und in der Telekommunikationsversorgung, aber eben auch und vielleicht sogar vor allem im der Energieversorgung. Ein Blackout bezeichnet dabei den Ausfall wichtiger und kritischer Funktionen innerhalb der gemeinten Infrastruktur und wird in der Krisenvorsorge fast ausschließlich als Synonym für einen flächendeckenden Stromausfall genutzt.
Ein besonderes Merkmal bei einem Blackout ist neben der flächendeckenden, also landesweiten, europaweiten oder weltweiten Erscheinung auch die Dauer des Ereignisses, denn durch die empfindsame und hoch komplexe Infrastruktur unserer Stromnetze stehen die Techniker bei der Wiederherstellung vor besonderen Hürden. Schätzungen gehen davon aus, dass ein Blackout mindestens 14 Tage und maximal mehrere Monate andauern kann.
Blackout oder Stromausfall – So findest du es heraus!
Wie erkennt man einen Blackout? Um einen Blackout von einem lokalen Stromausfall unterscheiden zu können, gibt es verschiedene Mittel und Wege, wobei das Zeitfenster der Überprüfungsmöglichkeiten vergleichsweise klein ist. Wenn du herausfinden möchtest, ob es sich beim gegenwärtigen Stromausfall um einen Blackout handelt, kannst du in den ersten Stunden die nachfolgenden Schritte umsetzen.
1. Online gehen
Bei einem Stromausfall online gehen, ernsthaft? Ja. Was sich wie ein schlechter Scherz anhören mag, entspricht der Realität. Auch wenn dein Router mangels Strom nicht mehr funktionieren mag, hast du ab Beginn des Stromausfalls – je nach Region und Netzanbindung – zwischen 22 Minuten und 6 Stunden mobiles Internet zur Verfügung stehen und auch die Serveranlagen und Knotenpunkte sind für einige Stunden bis Tage mit Notstrom versorgt.
Auch wenn die meisten Menschen dieses Wissen nicht haben, werden viele von ihnen versuchen das Fehlen der lokalen Internetverbindung mit ihrem Smartphone auszugleichen und haben so die Möglichkeit, soziale Netzwerke und Plattformen für Störmeldungen zu verwenden.
Bevor du nun ins Leere googlest und wertvolle Zeit verschenkst, solltest du vorab genau wissen, wo du schnelle Informationen zum bestehenden Stromausfall finden kannst. Bei Twitter kannst du beispielsweise unter dem Hashtag #stromausfall nach Gleichgesinnten suchen und die Standorte der Nutzer mit deinem Standort vergleichen.
In Deutschland erhältst du unter störungsauskunft.de auch eine Kartenansicht der aktuellen Stromausfälle. Dabei fließen sowohl die von Nutzer gemeldeten Störungen als auch die offiziell von dem Netzbetreibern angegebenen Störungen zusammen. Als Österreicher erhältst du eine vergleichbare Plattform unter status.netzooe.at.
2. Radio anschalten
Wenn du bereits für den Krisenfall vorgesorgt hast, dann wirst du sicherlich bereits ein Kurbelradio* dein Eigen nennen. Andernfalls möchte ich dir dringend anraten, ein solches anzuschaffen. Kurbelradios* sind nicht nur im Falle eines Blackouts ein wichtiger Ausrüstungsgegenstand. Auch bei anderen Krisenszenarien, von Überflutung bis hin zu Kriegen, können dir die kleinen Geräte wichtige Informationen liefern, die dir sowohl stationär als auch bei einer Flucht enorm weiterhelfen können.
Um herausfinden zu können, ob es sich um einen lokalen Stromausfall oder um einen Blackout handelt, solltest du die bekannten und genutzten Frequenzen schrittweise absuchen. Einige Radiosender – wie Radio Wuppertal – verfügen über Notstromaggregate oder installieren diese insbesondere nach den Warnungen aus Politik und Medien noch in diesem Jahr.
Aber auch wenn du keinen Radiosender mit Notstromversorgung in der Nähe hast, können dir das Rauschen und die Stille, die dein Kurbelradio ausgibt, aufschlussreiche Informationen über die Schwere und Reichweite des Stromausfalls geben.
Wichtiger Tipp! Mache dir vor Beginn des Blackouts eine Liste mit regionalen und überregionalen Radiosendern (wichtig sind hierbei die Frequenzen der einzelnen Sender) und deren Sendestandorte, um die Reichweite des aktuellen Stromausfalls besser eingrenzen zu können. Halte dich außerdem an Radiosender des öffentlichen Rundfunks, da diese aller Erwartung nach als erste mit Notstrom versorgt werden, um die Kommunikation aufrechtzuerhalten.
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3. Fernseher nutzen
Sofern du einen Solargenerator oder ein Notstromaggregat und eine Zimmerantenne* besitzt, kannst du auch den ein oder anderen Fernsehsender empfangen. Ähnlich wie beim Kurbelradio kann es hilfreich sein, das Gebiet des Stromausfalls einzugrenzen, wenn bestimmte Sender nicht mehr senden.
Ein besonderer Vorteil gegenüber Kurbelradios ist die Reichweite, denn anders als beim Radio lassen sich mithilfe einer Fernseherantenne auch Sender empfangen, die sich nicht in der eigenen Region befinden. Wenn du beispielsweise in Berlin wohnst, kannst du überprüfen ob Sender in Köln (z.B. RTL) weiterhin senden – und umgekehrt.
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Wie läuft ein Blackout ab?
Wie ein Blackout im Detail abläuft, kann natürlich niemand mit absoluter Sicherheit vorhersagen, da es nie einen vergleichbaren Fall in der modernen und digitalisierten Zeit gegeben hat. Dennoch lässt sich anhand der öffentlichen Informationen und Einschätzungen recht präzise ableiten, wie sich ein Blackout nach wenigen Tagen, Wochen und Monaten auf unser alltägliches Leben auswirken wird.
Tag 1
Du wachst morgens auf und bemerkst, dass der Strom ausgefallen ist. Statt in die Dusche führt dein erster Weg zum Stromkasten, doch auf den ersten Blick ist alles in Ordnung. Du entschließt dich, kalt zu duschen und auf das gekochte Frühstücksei zu verzichten. Zeit, um über das Geschehen nachzudenken, hast du keine: Die Arbeit ruft.
Während du mit deinem verbleibenden Treibstoff zur Arbeit fährst bemerkst du lange Schlangen vor den Supermärkten und an den Tankstellen. Anders als üblich werden zu dieser Uhrzeit nicht einmal mehr der Preis für Benzin und Diesel angezeigt und auch der Bankautomat, an dem du kurz halten wolltest um etwas Bargeld für die Mittagspause zu holen, bleibt dunkel.
Schon am ersten Tag werden auch Arztpraxen und Apotheken nur noch eingeschränkt arbeiten können. Auch wenn der Arzt und die Fachangestellten noch vor Ort sind, wirst du die Praxis ohne Rezept und ohne Krankenschein verlassen müssen, während in der Apotheke überlebenswichtige Medikamente nicht mehr gekühlt werden können.
Eiweißreiche Medikamente wie Insulin, Dosieraerosole und Glaukom-Augentropfen, können fortan nicht mehr gekühlt werden und verfallen schon kurze Zeit nach Beginn des Blackouts und können fortan nur noch in den mit Notstrom versorgten Krankenhäusern organisiert werden.
Spätestens jetzt werden viele Supermärkte auch kein Bargeld mehr annehmen. Das Wenige, das es noch geben wird, wird nicht mehr verkauft werden können, weil das digitale Kassensystem keine Möglichkeit bietet mit Bargeld zu zahlen.
Tag 2
Nach dem ersten Tag müssen die meisten Krankenhäuser ihren Dienst teilweise oder gänzlich einstellen. Die über 50.000 lebenswichtigen Operationen können fortan nicht mehr durchgeführt werden. Auch die Unfallopfer dieser Zeit werden nie von einem Krankenwagen erreicht werden – und auch der Notruf ist schon seit vielen Stunden nicht mehr erreichbar.
Schon zu Beginn des zweiten Tages wirst du bemerken, dass die Stimmung abseits des Gesundheitswesen an den Lockdown vor zwei Jahren erinnern: Geschäfte bleiben geschlossen und selbst die Supermärkte werden nicht mehr öffnen. Zu groß ist das Risiko, Plündereien ausgeliefert zu sein, weil keine Zahlung mehr möglich ist.
Tag 3
Schätzungen zufolge bereiten sich nur bis zu 15% der Bevölkerung angemessen auf eine langanhaltende Krisensituation. Den meisten Menschen wird also schon am dritten Tag die Nahrung und das Trinkwasser ausgehen. Möglichkeiten zum Kochen und Aufbereiten besitzen die Wenigsten.
Aus dieser Not heraus entstehen Verzweiflung und Unmut. Es ist mit ersten Plünderungen in Supermärkten und Apotheken zu rechnen und auch in Strafanstalten wird es zu Revolten und Ausbrüchen kommen.
Mit dieser steigenden Gefahr steigt auch das Risiko von Einbrüchen. Wenn die Supermärkte einmal leer sind, bleibt den meisten Mensch nichts anderes als der Diebstahl bei Privatpersonen.
Die Zeit danach
Der Blackout hält nun bereits seit einer Woche an. Da die meisten Menschen keine Vorräte mehr Zuhause haben und der Treibstoff schon vor Tagen ausgegangen ist, werden die meisten Polizisten, Feuerwehrmänner und das Personal im Gesundheitswesen nicht mehr bei ihrem Arbeitgeber erscheinen.
Aus den Krankenhäusern und Altenheimen ertönt gelegentlich ein Raunen. Die Menschen, die sich nicht mehr selbst helfen können, sind fortan auf sich alleingestellt. Auf den Straßen hört man gelegentlich Plünderer, Schreie und Gewalttaten, um die sich niemand mehr kümmern wird.
Das Leben, wie du es kennst, hat spätestens an diesem Punkt seinen Zenit erreicht. Wenn du in der Stadt wohnst, ist die Flucht aus dem urbanen Gebiet längst überfällig. Als Landbewohner solltest du dich mit deinen engsten Vertrauen zusammenrotten und einen sicheren Unterschlupf finden.
Blackout, was nun?
Der Ablauf eines Blackouts hört sich dramatisch an und für viele Menschen wird er ebenso dramatisch sein. Umso wichtiger ist also die passende Vorbereitung und das richtige Handeln in den ersten Stunden danach.
Wenn du den Stromausfall mit den eingangs genannten Hilfestellungen bestimmen und ein größeres Ereignis festmachen konntest, solltest du nicht in Lethargie verfallen und abwarten, sondern sofort ins Handeln kommen und mit der Erweiterung deiner Krisenvorbereitung loslegen.
1. Erweitere deine Wasserversorgung
Die Wasserversorgung wird in den ersten Stunden auch weiterhin funktionieren. Fülle zunächst deine Badewanne und mache anschließend mit allen Waschbecken deiner Wohnung oder deines Hauses weiter, bis der Wasserdruck nachlässt oder die Behältnisse gefüllt sind. Wenn du auch nach der Erweiterung deiner Wasservorräte einen Zugang zum Leitungswasser hast, solltest du mit dem Befüllen von Eimern und Töpfen weitermachen.
Um das wertvolle Wasser nicht an der Verdunstung zu verlieren, ist es immer ratsam die Behältnisse abzudecken. Notfalls kann dir hierbei auch einfache Klarsicht- oder Aluminiumfolie weiterhelfen.
Brauche dabei immer zunächst das aufgefüllte Wasser und erst anschließend deine verschlossenen Wasservorräte auf!
2. Stelle deinen Fluchtrucksack bereit
Falls du deinen Fluchtrucksack verstaut haben solltest, wird es Zeit diesen aus seinem Versteck zu holen. Lege ihn nahe der Eingangstür bereit, um ihn jederzeit griffbereit zu haben. Wenn du einen Fluchtplan besitzt, solltest du unbedingt noch einmal einen Blick riskieren und deine Flucht innerlich vorplanen, um nicht nur materiell, sondern auch mental bereit zu sein, wenn es erforderlich ist.
3. Fluchtauslöser bestimmen
Die Entscheidung für oder gegen die Flucht kann insbesondere auf emotionaler Ebene schwierig sein. Wir Menschen tendieren dazu, dramatische Situationen gedanklich zu beschwichtigen oder ihnen gar mit Komik zu begegnen. Bestimme also schon vorab auf rationaler und sachlicher Ebene einen Fluchtauslöser, der für dich das feste und unerschütterliche Zeichen darstellt, die eigene Behausung zu verlassen. Fluchtauslöser können beispielsweise nahe gelegene Plünderungen sein, aber auch ein zeitliches Limit im Falle eines Stromausfalles.
4. Organisiere dich neu
Nichts kann in einer Krisensituation hilfreicher sein als Struktur und darüber hinaus hilft sie dir, deinen Alltag vernünftig zu bewältigen. Da im Falle eines Blackouts auch die Müllabfuhr nicht mehr zu Diensten stehen wird, solltest du dir schnellstmöglich Gedanken über die Abfallentsorgung machen. Ebenso benötigst du eine Alternative zum Abwasser, um in deinem Wohnraum kein Desaster anzurichten.
Achte darauf, dass die Räume, die du noch nutzt, gepflegt und sauber sind, um dich so wohl wie möglich zu fühlen und um nicht im Dreck leben zu müssen.
5. Bleibe unsichtbar
Um deine eigene Sicherheit zu erhöhen, solltest du unsichtbar bleiben. Verbarrikadiere deine Haus- oder Wohnungstür mit Möbeln und anderen schweren Gegenständen und sichere sie zusätzlich nach deinen Möglichkeiten ab. Anschließend solltest du dich fortan von Fenstern und Türen fernhalten und möglichst wenig Lärm erzeugen. Auch das Kurbelradio* sollte möglichst leise oder bestenfalls mit Kopfhörern laufen.
Wenn du einen Stromaggregat besitzt, solltest du darüber nachdenken diesen auszuschalten. Oftmals sind diese Geräte besonders laut und schon aus der Distanz hörbar. Solltest du über einen Solargenerator verfügen, hast du durch die diskretere Stromversorgung einen Vorteil.
Unabhängig davon, ob du einen Stromaggregat, einen Solargenerator* oder eine einfache Taschenlampe dein Eigen nennen kannst: Lasse das Licht bei Anbruch der Dunkelheit grundsätzlich ausgeschaltet.
Hallo! Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit der Krisenvorsorge und versuche den irrsinnigen Rat (der anscheinend immer nur kopiert aber nie hinterfragt wird) Badewanne und Waschbecken voll laufen zu lassen zu unterbinden. Ich bin seit 30 Jahren klempner und weiss aus Erfahrung, dass 98% der Abflussstopfen NICHT DICHT sind! Lediglich die ganz alten schwarzen Handverschlußstopfen halten halbwegs dicht, die neueren max. ein paar Stunden. D.h. wenn alle den tollen Rat befolgen und das noch vorhandene, kostbare Trinkwasser in die Badewanne laufen zu lassen nützt das weder dem Einzelnen noch der Gesamtheit. Im Gegenteil, das restl. zur Verfügung stehende Trinkwasser läuft nutzlos in die Kanalisation.
Probiert es einfach mal aus, und lasst mal über Nacht ein paar cm Wasser stehen….
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Gruß Kai
Hallo Kai,
vielen Dank für deinen hilfreichen Kommentar! Du hast vollkommen Recht mit deiner Aussage. Den Umstand, dass die neuen Abflusstropfen nicht dicht sind, habe ich überhaupt nicht bedacht. Ich selbst nutze noch die alten, aus Gummi bestehenden Abflusstropfen und hatte bei meinen Testläufen daher nie Probleme.