Der Winter wird hart – Ist die Gasknappheit unser kleinstes Problem?

  • Till
  • 8 Minuten Lesezeit

Derzeit überschlagen sich die Ereignisse wie selten sonst. Dabei verstehen viele Menschen noch nicht, wie ernst die Situation im kommenden Winter überall und ausnahmslos in Europa werden wird, denn die Gasknappheit und ihre Konsequenzen ist nur eines von vielen Problemen, die sich momentan anhäufen und ungelöst bleiben. In der Summe werden wir nach aktuellem Stand einen Winter erleben, in dem sich alle unserer Generation bekannten Krisensituationen zusammenfinden und zu einer Einheit wachsen werden. Doch wie geht man damit um?

Als Krisenvorsorgler werbe ich vehement dafür, eine sachliche und fachliche Krisenvorsorge zu betreiben und meine Mitmenschen ohne Angst und Schrecken über die möglicherweise bevorstehenden Ereignisse aufzuklären, um von der Dringlichkeit der Krisenvorsorge zu überzeugen.

Doch vor allem in den momentanen Zeiten fällt es mir besonders schwer, dieses Versprechen zu halten. Die medialen Berichte sowie die nackten Zahlen und Fakten zeugen von einer Situation, die nur selten angespannter gewesen ist und das Blut in den Adern gefrieren lassen kann. Insbesondere der Winter verspricht dabei so hart zu werden, dass es den oftmals künstlich erzeugten Schrecken bei der Krisenvorsorge nicht einmal mehr benötigt, um auch die Letzten wachzurütteln.

Die Fakten – Was erwartet uns im kommenden Winter?

Krisenvorsorge für den Winter: Robert Habeck erklärt, dass leere Gasspeicher unvermeidlich sind.
Screenshot: Quelle Tagesschau, Robert Habeck erklärt, dass leere Gasspeicher “per Logik und Gesetz” unvermeidlich sind

Energieversorgung

In Deutschland wurde vor wenigen Tagen die Gaswarnstufe 2 im sogenannten Notfallplan Gas ausgerufen. Dabei veranschaulichte Wirtschaftsminister Robert Habeck mithilfe einer Grafik, dass leere oder zumindest beinahe leere Gasspeicher im kommenden Winter praktisch unvermeidlich sind.

Zwar betonen die Politiker sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern immer wieder, dass Privathaushalte bei der Gasversorgung bevorzugt behandelt werden, allerdings gilt dieses Versprechen als unrealistisch. Tatsächlich sollte sogar darauf gehofft werden, dass Unternehmen bei der Versorgung von Gas bevorzugt behandelt werden, denn viele Industriemaschinen – so auch in der Lebensmittelindustrie – sind auf den Gasbetrieb ausgelegt.

Um Alternativen zu schaffen, möchte die deutsche Politik ähnlich wie andere Länder vermehrt zu den Kohlekraftwerken zurückkehren. Das Problem: Wenn der Ansturm auf Kohle da ist, kann die Versorgungssicherheit mit der wertvollen Ressource nicht mehr sichergestellt werden. Es bliebe also bei einer Energieknappheit.

Lebensmittelversorgung

Bundesfinanzminister Christian Lindner stellte unterdessen klar, dass uns drei bis vier, vielleicht auch fünf Jahre der Knappheit erwarten werden. Spürbar merken sollen wir dies in den kommenden Wochen oder Monaten. Damit gemeint ist neben der Energieknappheit auch die eingeschränkte Versorgung einiger Lebensmittel sowie die Verfügbarkeit allgemeiner Konsumwaren.

Hinzu kommt, dass es in einigen Ländern drunter und drüber zu gehen scheint. Die Niederlande, die einen wichtigen agrarwirtschaftlichen Zweig in der Europäischen Union darstellen, erleben derzeit die größten Bauernproteste seit Jahrzehnten. Hintergrund hierfür ist, dass die dortige Regierung zum Erreichen ihrer Emissionesziele mindestens ein drittel aller Viehbetriebe – notfalls auch mit Enteignungen – schließen will.

Hinzu kommen Unruhen in Sri Lanka. Das Land leidet seit Monaten unter einer anhaltenden, schweren Wirtschaftskrise mit einhergehenden bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Ein weiteres Problem: Die Wirtschaft steht auch still, weil kein Treibstoff mehr zur Verfügung steht. In der Konsequenz können die dortige Landwirtschaft und Industrie nicht mehr produzieren. Wer sich nun fragt, was wir in Europa mit Sri Lanka zu tun haben, wird sicherlich hellhörig werden, wenn er erfährt, dass die kleine Nation für wichtige Importe verantwortlich ist. Textilien, Kokosnüsse und Tee gehören zu den wichtigsten Exportwaren des Inselstaates, aber auch das für die Industriemaschinen notwendige Gummi ist das Land bekannt.

Güterknappheit

Durch die durchgehende mediale (teilweise berechtigte) Panikmache bemerkt man schon jetzt, dass viele Güter knapper geworden sind. Wenn es kalt wird ist damit zu rechnen, dass ähnlich wie in den vergangenen Jahren, besondere Güter gänzlich ausverkauft oder nur noch zu überteuerten Preisen erhältlich sein werden. Auch im Outdoor-Bereich, der für die Krisenvorsorge gerne genutzt wird, ist dieser Trend schon seit Monaten zu erkennen.

Verstopfte Häfen und Chinas Kurs, Russland in der Ukrainefrage beim Handel zu bevorzugen, erschweren die Situation zusätzlich. Die noch immer eingeschränkte Verfügbarkeit vieler Waren wird in Zukunft nicht nur leiden, sondern darüber hinaus auch eine Verschärfung erfahren.

Stromversorgung

Immer mehr Experten rechnen mit regionalen Stromausfällen. Einige von Ihnen gehen dabei soweit und halten Blackouts, also überregionale (europaweite) und langanhaltende Stromausfälle für immer wahrscheinlicher. Unser besonders komplexes Stromnetz ist so empfindlich, dass schon ein kleiner technischer Defekt in einem anderen Land eine Kettenreaktion auslösen kann. In Verbindung mit knapper Energie ist der Blackout für die meisten Krisenvorsorgler und auch für immer mehr offizielle Stimmen nur noch eine Frage der Zeit. Der kommende Winter gilt dabei – auch in der Krisenvorsorge – durch die Verknappung des Gases als “wahrscheinlich”.

Was kann ich tun, um mich vorzubereiten?

Unabhängig davon, ob der Strom ausfällt, die Heizung keine Wärme mehr spendet, das warme Wasser rationiert wird oder alles zusammenkommt, gibt es vor allem im Winter viele Aspekte, die man bei der Krisenvorsorge beachten und bedenken sollte. Wenn es bitterkalt wird, ist es wichtig die körpereigene Wärme bestmöglich zu schützen. Einmal ausgekühlt ist es nur schwer möglich, ohne Hilfsmittel aufzuwärmen. Achte also immer darauf, dass warm bleibst.

Lebensmittelbevorratung

Im Falle einer eingeschränkten Lebensmittelversorgung solltest du vor allem im Winter einen üppigen Vorrat besitzen. Die Kälte zerrt nicht nur an den Nerven, sondern auch an unseren Energiereserven. Der Kalorienverbrauch ist erhöht, das Hungergefühl ebenso.

Umso wichtiger ist es, dass du Vorräte besitzt, die dich mindestens für 14 Tage und im besten Falle über mehrere Wochen darüber hinaus satt halten.

Bei der Bevorratung von Lebensmitteln wird in der Krisenvorsorge gerne zu Konserven geraten. Hiervon halte ich, wie du vielleicht aus meinen vorherigen Artikeln weißt, nicht sonderlich viel. Gerichte aus Konserven beinhalten oftmals vergleichsweise wenige Kalorien und eigenen sich nicht zum Aufrechterhalt einer ausgewogenen Ernährung, die insbesondere in Stresssituationen besonders wichtig ist.

Statt auf Fertiggerichte zu setzen, möchte ich dir die Bevorratung von Rohstoffen wie Reis* und Nudeln empfehlen. Diese enthalten viele Kohlenhydrate, wirken besonders sättigend und lassen sich mit so ziemlich jeder Zutat wunderbar verfeinern, so dass dir vollwertige und schmackhafte Mahlzeiten zur Verfügung stehen. Ein weiterer Vorteil bei der Bevorratung der unbehandelten Lebensmittel liegt darin, dass du viel Platz sparst.

Frisches Obst und Gemüse werden vielleicht nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. Deshalb solltest du auch getrocknetes Obst und Gemüse, aber auch Nüsse in deinen Vorräten beheimaten. Falls du einen Dörrautomaten* und ein Vakuumiergerät* besitzt, lassen sich hierbei auch eigene Vorräte produzieren.

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Wärme und Isolation

Wärme und Isolation gehören im Winter zu den wichtigsten Themen, die man bei der Krisenvorsorge beachten sollte. Wenn du einmal unterkühlst, ist es nur schwer möglich sich ohne Warmwasser und Heizung vernünftig aufzuwärmen. Die Kälte bleibt buchstäblich in den Knochen stecken.

Um dich bestmöglich vor der Kälte zu schützen, solltest du bei deiner Krisenvorsorge unkonventionell Denken und Wege nutzen, dir dir dabei helfen warm zu bleiben.

Auch wenn es sich zunächst seltsam anhört, solltest du unbedingt ein Zelt oder noch besser einen Biwaksack dein Eigen nennen und diese bei Bedarf auch innerhalb deines Wohnraums nutzen. Zelte und Biwaksäcke bieten durch ihre hohen Isolationswerte eigene kleine Räumlichkeiten, die du problemlos mit der eigenen Körperwärme heizen kannst. So bleibst du nicht nur nachts warm, sondern kannst auch tagsüber davon profitieren, indem du dich bei nahender Kälte schnell in dein Zelt oder deinen Biwaksack legst.

Bei der Wahl zwischen Zelt oder Biwaksack bin ich ein Freund von Produkten, welche die Vorteile beider Segmente vereinen. Biwackzelte bieten eine ähnlich hohe Isolationswirkung wie Zelte, allerdings auf wesentlich kleinerem Raum. Zudem lässt sich das Problem der Kondensierung (körpereigenes Wasser, das verdunstet) durch das Öffnen des Einstiegs umgehen und die Wärme auf diesem Weg besser halten.

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Ein Schlafsack sollte allein schon wegen des Fluchtrucksacks bei keinem Krisenvorsorgler fehlen. Bedenke allerdings, dass du auch diesen in den eigenen vier Wänden nutzen kannst. Der Vorteil? Einerseits profitierst du von der hohen Isolationswirkung deines Schlafsacks und bleibst angenehm warm, während der Schlafsack andererseits keine Möglichkeit bietet zu verrücken und Teile deines Körpers in der Kälte freizulegen. Hinzu kommt, dass dein Schlafsack nicht nur von oben, sondern von allen Seiten wärmt.

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Achte bei der Kleidung nicht nur auf möglichst dicke Textilien, sondern auch auf die richtigen Fasern. Merinobaumwolle und Schafswolle haben eine höhere Isolationswirkung als die meisten synthetischen Fasern. Auch Baumwolle kann diese Leistung nicht erbringen.

Energieversorgung

Bereits in einem meiner letzten Artikel habe ich für die autarke Energieversorgung mithilfe eines Solargenerators geworben. In angesichts des kommenden Winters scheint dieses Thema bei der Krisenvorsorge eine besonders große Rolle zu spielen, so dass ich auch an dieser Stelle noch einmal die Wichtigkeit und Effizienz dieser Geräte untermauern möchte.

Solargeneratoren sind nicht nur mobil einsetzbar, sondern können darüber hinaus auch autark mit Solarenergie geladen werden. Im Winter hat Solarkraft zwar naturgegebene Nachteile, mit zwei passenden Solarpanelen* konnte diese Hürde in meinem Test aber problemlos und auch an bewölkten Tagen genommen werden.

Natürlich ist es dennoch wichtig, dass du im Falle eines Stromausfalls oder im Falle unbezahlbarer Energiekosten auf stromsparende Elektronik setzen. Hierbei können schon einfache LED-Flutlichter* ganze Räume beleuchten, ohne deinen Solargenerator zu sehr zu belasten.

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Was kann ich darüber hinaus tun?

Neben den genannten Empfehlungen hast du natürlich auch die Möglichkeit, mehr zu tun. Wenn du den Platz hast, helfen dir ein Balkonkraftwerk oder ein Stromaggregat vielleicht mehr als ein Solargenerator, fertige Lebensmitteln vielleicht mehr als selbst produzierte.

Achte bei der Krisenvorsorge auch auf deinen Komfort und berücksichtige deine Bedürfnisse. Auch wenn nicht alle alltäglichen Komfortzonen gehalten werden können, reicht es oftmals schon aus, ein paar wenige Kleinigkeiten aufrechtzuhalten, um sich selbst – insbesondere psychisch – zu entlasten und so vergleichsweise gut durch die Krisensituation zu kommen.

Grundsätzlich solltest du den mentalen Aspekt bei der Krisenvorbereitung nicht unterschätzen. Schlechtes oder geschmackloses Essen, das Fehlen der geliebten Videospielkonsole oder das Fehlen von Waschwasser können verheerende Folgen für die eigene psychische Verfassung haben, die bei zu starker Belastung zu leichtsinnigen und gefährlichen Entscheidungen führen kann.

Bedenke hierbei auch deine Laster. Rauchst du? Dann solltest du zwingend Zigaretten oder Liquid bevorraten. Trinkst du gerne Energy Drinks, Cola oder anderen Süßkram, ohne den du nur schlecht zurechtkommst oder der dich beim Fehlen unkonzentriert und müde zurücklässt? Bevorrate diese Sachen, um deine mentale Höhe zu bewahren.

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