Mentale Stärke ist die wichtigste Komponente der Krisenvorsorge

  • Till
  • 9 Minuten Lesezeit

Mentale Stärke ist die wichtigste Komponente der Krisenvorsorge. Bei der Krisenvorsorge geht es bei einem Großteil der Vorbereitung um die Anschaffung passender Ausrüstungsgegenstände und das Anlegen üppiger Vorräte. Immer wieder möchte ich in meinen Artikeln zu bedenken geben, dass die passende Ausrüstung zwar wichtig und teils auch unverzichtbar ist, aber die wichtigste Komponente kann nur durch dich gegeben sein kann.

Im Austausch über die Krisenvorsorge begegnen mir leider immer wieder Menschen, die von großen Ängsten geplagt sind. Die Ungewissheit über die Zukunft und die unerschütterliche Überzeugung, die größten Krisen aller Zeiten am eigenen Leibe erfahren zu müssen, können über die Monate und Jahre hinweg mürbe, depressiv und lethargisch machen.

Vielleicht kennst du das Gefühl, von allem um dich herum ausgebremst zu werden und vielleicht hast du schon das ein oder andere Projekt oder die Umsetzung der ein oder anderen Ideen verschoben, weil du schon seit vielen Jahren die sich potenziell anbahnenden Krisenherde um dich herum beobachtest und das Gefühl bekommst, von ihnen eingekreist und vor allem auch eingeengt zu werden.

Das, was in diesem Moment passiert, ist für dich dich ungemein schädlich, denn du raubst du dir mit den negativen Gedanken an die möglicherweise bevorstehenden Krisen nicht nur die Kraft und die Chancen, sondern auch das Fundament für die bestmögliche Krisenvorsorge: Deine mentale Stärke.

Was bezeichnet man als mentale Stärke?

Die mentale Stärke ist genau genommen ein Sammelbegriff, der verschiedene Fähigkeiten in sich vereint. Neben der allgemein hohen Frustrationstoleranz fließt beispielsweise auch die Fähigkeit zu einem realistischen Optimismus mit ein, der es uns unter anderem ermöglicht, aus größeren und kleineren Rückschlägen effiziente Lehren zu ziehen. Darüber hinaus hilft uns die mentale Stärke dabei, Ziele fokussierter zu verfolgen und Widrigkeiten stand zu halten. Die Ausprägung unserer mentalen Stärke kann uns dabei im Alltag helfen, wichtige Entscheidungen reflektierter zu fällen und Abwägungen weniger emotional oder aus dem Impuls heraus zu treffen.

Als Anzeichen für eine starke mentale Verfassung gilt die Fähigkeit zu rationalen Entscheidungen, dem Erkennen der eigenen Ängste, der Möglichkeit zum Alleinsein, einem subjektiv hohen Selbstwertgefühl, einem effizienteren Lernvermögen und einer optimierten Problemlösungsstrategie. Außerdem sind mental stark Menschen oftmals ruhiger und wirken gelegentlich auch verschlossener.

Mentale Stärke ist besonders wichtig. Ob bei Unruhen, im Kriegsfall oder während eines Blackouts: Um vernünftige Entscheidungen zu treffen, solltest du mental stark sein.
Ob bei Unruhen, im Kriegsfall oder während eines Blackouts: Um vernünftige Entscheidungen zu treffen, solltest du mental stark sein.

Mentale Stärke – warum ist sie so wichtig?

In der Krisenvorsorge kommt die mentale Stärke meines Erachtens nach viel zu kurz, denn immerhin ist sie der Grundbaustein für alles, was wir in einer Krisensituation erleiden und erdulden, aber auch erreichen können. Wie wichtig die mentale Stärke ist erkennen wir spätestens dann, wenn Konsum und Wissen nicht mehr ausreichen, um eine Situation meistern zu können. Solche Situationen betreffen uns nicht dabei nicht nur in Krisenszenarien, sondern auch im Alltag.

Vielleicht kennst du das Gefühl der Enttäuschung, wenn du bei einer Diät gescheitert bist, deine Sportziele nicht erreicht hast oder du bei der Gehaltsverhandlung mit deinem Chef schon nach wenigen Minuten eingeknickt bist. Vielleicht hast du dich aber erst gar nicht getraut, eine Diät zu beginnen, Sport zu treiben oder deinen Chef auf dein Gehalt anzusprechen.

Vielleicht hast du aber auch schon einmal einen Campingausflug abgesagt, weil der Wetterbericht Regen oder Hitze vermeldet hat, vielleicht hast du dir vorgenommen, keine Schokolade mehr zu kaufen, nur um dich selbst dabei zu erwischen, wie du wenige Stunden später mit einem Einkaufswagen voller Tafeln zurückgekehrt bist.

In unserem gewohnten Alltag können wir relativ gut mit diesen Eigenschaften leben und sie meistens auch ausreichend kompensieren. Im Krisenfall und in anderen Überlebenssituationen aber ist die mentale Stärke keine von vielen Fertigkeiten, nein. Sie ist die absolute Basis für alles, was uns über die Leistungsgrenzen hinaus treibt. Sie ist die Verantwortliche für unser Wohlbefinden, wenn alles um uns herum ins Wanken gerät und alles, was wir kennen, ungewohnte Veränderungen durchlebt.

Hinzu kommt, dass uns die mentale Stärke dabei hilft, rationale und handlungsorientierte Entscheidungen zu treffen, die ein wichtiger Bestandteil der gesamten Krisenvorbereitung sind und sich vor allem in Krisensituationen auszeichnet. Die mit dieser Eigenschaft einhergehende Fähigkeit zur Selbstreflexion hilft uns, die Krisenplanung zu optimieren und effizienter zu gestalten, aber auch realistischer werden zu lassen.

Ebenso wichtig ist aber auch der Umstand, dass du durch diese besondere Fertigkeit deine Ängste überwinden kannst und dir selbst die Möglichkeit einräumst, mit der notwendigen Ruhe und Kraft bis zum Eintreffen möglicher Krisenszenarien zu leben und innerhalb des Krisenfalls mit der gleichen Ruhe und Kraft zu interagieren.

In der Krisenvorsorge ist die mentale Stärke aus eben diesen Gründen nicht nur wichtig, sondern unverzichtbar und zwar unabhängig davon, ob du dich auf die stationäre oder auf die mobile Krisenvorsorge vorbereitest.

Wodurch geht die mentale Stärke verloren?

Das Leben selbst ist oftmals die Summe kleiner Enttäuschungen. Bei diesem pessimistisch anmutenden Grundsatz sollte man aber nicht übersehen, dass wir den Begriff der Enttäuschungen oftmals falsch verstehen, denn wir verwenden ihn im Alltag besonders gerne, wenn wir unseren Mitmenschen oder besonderen Umständen die Schuld für etwas geben wollen. Dabei bezeichnet der Begriff viel mehr, dass wir selbst einer Täuschung unterlegen waren und durch die gegebenen Umständen desillusioniert wurden. Eigentlich sollten wir also dankbar dafür sein, enttäuscht zu werden, denn immerhin wurden wir soeben über eine zu hohe Erwartungshaltung hingewiesen, aus der wir vieles für uns und unser Leben lernen können.

Im Laufe des Lebens haben wir oftmals zu hohe oder auch viel zu niedrige Ansprüche an Dritte, an äußere Umstände und vor allem an uns selbst und so enttäuschen wir uns über die Lebensjahre- und Jahrzehnte immer wieder selbst, ohne dass wir uns bewusst machen, welche Auswirkungen diese vermeintlich kleinen Rückschritte in unserem Lebensalltag auf uns haben.

Wie kann man sich mental stärken?

Glücklicherweise gibt es viele Wege, die mentale Verfassung zu stärken, auch wenn sie im über die Jahre hinweg immer fragiler geworden ist. In diesem Artikel möchte ich dir die drei Möglichkeiten aufzeigen, die mir selbst am meisten geholfen haben, als ich in derselben Situation gefangen war.

Realistische Einschätzungen treffen

Im Leben bewegt man sich oftmals in einem Teufelskreislauf. Wenn du Sport treiben möchtest und dir dabei zu hohe Ziele steckst, verlierst du schnell den Mut, wirst enttäuscht und legst deine Ziele ab, bis du irgendwann in deinem Leben wieder an einen Punkt kommst, an dem sich das Rad von vorne dreht.

Leider kann ich dir aus eigener Erfahrung berichten, dass der Sport nicht das Problem ist, sondern ausschließlich die eigenen Ziele. Bis vor wenigen Wochen habe ich fast ein Jahrzehnt lang keine sportliche Aktivität mehr verfolgt und musste bei meinen ersten Versuchen eine herbe Enttäuschung erleben, denn aus dem einstigen Sportler, der ich in Schulzeiten war, ist mit der Zeit jemand geworden, der sich nicht nur viel zu hohe Ziele steckt, sondern darüber hinaus auch nicht die Leistungsfähigkeit besitzt um diese auch nur ansatzweise zu erreichen.

Ich musste schmerzhaft lernen, dass es viel sinnvoller ist, kleinste Ziele zu erreichen und letztlich macht das auch Sinn, denn bevor wir laufen konnten, musste wir zunächst das stehen lernen.

Was heißt das für die Krisenvorsorge?

  1. Wenn dir bei dem Gedanken an die Krisenszenarien Angst und Bange wird, versuche nach Lösungen in Einklang mit deinen Fertigkeiten zu suchen, statt den Schrecken zu sehen, den du ohne oder bei der aktuellen Vorbereitung erleben könntest.
  2. Bevor du an einen längeren Aufenthalt in der Natur denkst, schlafe zunächst auf dem Balkon oder auf der Terrasse, um ein Gefühl für die neue Umgebung und die fremdartig anmutenden Geräusche zu bekommen.
  3. Ehe du die Kunst des Feuerbohren erlernst, versuche dich einmal am Zundersammeln und entfache das Feuer mit einem handelsüblichen Feuerzeug. Wenn du es später dann auch mit deinem Feuerstahl schaffst, kannst du einen Schritt weitergehen.
  4. Statt Tomaten anzupflanzen und Gurken zu veredeln solltest du besser mit pflegeleichten Gemüsesorten beginnen und dich erst danach den größeren Herausforderungen widmen.
  5. Und statt die Wildpflanzenküche an einem Tag auswendig zu lernen, arbeite dich bei deinen Wald- und Wiesengängen Schritt für Schritt von Pflanze zu Pflanze durch und versuche dich an einer gesunden Balance zwischen Theorie und Praxis.

Schon nach wenigen Wochen wirst du merken, dass dich dein Wissen und deine neuen Fertigkeiten selbstsicherer werden lassen und du schlussendlich auch selbst erkennen wirst, dass der Zeitpunkt gekommen ist, an dem du für mehr bereit bist.

Auch wenn es niemand gerne hört: Sport hilft am besten dabei, die mentale Stärke zu kräftigen.
Auch wenn es niemand gerne hört: Sport hilft am besten dabei, die mentale Stärke zu kräftigen.

Sport

Die alte Leier über das Sporttreiben kann eigentlich niemand mehr hören. Vor allem dann nicht, wenn einem gesagt wird, wie einfach es sein kann, Sport zu treiben und fit zu werden. Darum möchte ich an dieser Stelle einmal kurz die Hosen runterlassen und dir zeigen, dass es alles andere als einfach ist, sein Leben dahingehend umzustellen.

Ich selbst habe über ein Jahrzehnt überhaupt keinen Sport betrieben. Von den Tagen und Nächten in der Natur einmal abgesehen bestand mein Alltag berufsbedingt fast ausschließlich aus dem Sitzen und so war es nicht verwunderlich, dass ich meine im dritten Stock gelegene Wohnung irgendwann nur noch mit anschließender, zehnminütiger Verschnaufpause erreichen konnte.

Das sichtliche Fehlende meiner Kondition hat mich oft zu der Frage geführt, wie ich eine potenzielle Fluchtsituation meistern oder den Witterungen in der Natur über einen längeren Zeitraum hinweg trotzen könnte. Oftmals habe ich mir dabei semi-erfolgreich eingeredet, dass die Problematik nicht allzu groß sein kann, da es in der Natur keine Treppen gibt (ja, wirklich), aber schlussendlich bleibt die Tatsache, dass mit fehlender Kondition in einer Krisensituation weit weniger zu erreichen ist. Zwar ist mein theoretisches und praktisches Wissen über das Leben in der Natur umfangreich, aber all das hilft nicht, wenn der Körper schnell versagt und dir enge Grenzen aufzeigt.

Seit nun mehr fünf Wochen fahre ich Tag ein Tag aus mit dem Fahrrad oder Trimmrad. Mindestens eine Stunde am Tag nehme ich mir bei Wind und Wetter, um meine Ausdauer und Kondition zu stärken. Dabei merke ich nicht nur, dass es meinem Körper von Tag zu Tag besser geht und selbst die Briefwaage langsam aber sicher Mühen hat mein Gewicht überhaupt noch zu erfassen (Spaß beiseite, es ist noch genug dran), sondern dass auch meine mentale Stärke immens verbessert wurde und viele meiner alltäglichen Ausreden der Vergangenheit angehören, ohne dass ich mich zu etwas zwingen müsste.

Aus der anfänglich mühsam aufgebrachten Disziplin ist nun mehr eine Gewohnheit geworden, die mich in anderen Lebensbereichen stärkt. Das merke ich auch bei der Krisenvorsorge und vor allem in Hinblick auf das Eintreffen des Krisenfalls selbst.

Erhöhe deine Frustrationstoleranz

Hast du schon einmal einen Camping-Trip, eine Wanderung oder deinen Sport vertagt, weil es wahlweise zu regnerisch, zu stürmisch, zu heiß oder zu kalt gewesen ist?

Die besonderen Witterungsbedingungen mögen nicht immer angenehm sein, aber sie haben allesamt ihre besonderen Eigenschaften und Charme, den es zu erleben gilt. Vor allem beim Campen oder Bushcraften lohnt es sich, die Witterung zu erkunden und von einer ganz anderen Seite kennenzulernen.

Statt dich frustriert auf dein Sofa zu legen und das Geplante abzusagen, kann ich dir nur empfehlen den Versuch zu wagen und das, was du vor hattest, trotzdem anzugehen. Du wirst dich dabei nicht nur mental stärken, sondern auch deine Freude haben.

Negative Gedanken stoppen

Im Alltag ist dieser Punkt schon von besonderer Bedeutung. Noch wichtiger ist er allerdings in Hinblick auf die Krisenvorsorge. Ängste und Sorgen können uns regelrecht lähmen. Die Frustration und Lethargie stürzen uns dabei schnell in einen Teufelskreis, der uns jedwedes Handeln verwehrt und die Gesamtsituation dadurch noch schlimmer werden lässt.

Vielleicht hattest du schon einmal den Gedanken, dass in Hinblick auf die möglicherweise kommenden Krisen eigentlich keine Chancen mehr für dich bestehen oder alle Vorbereitung zu wenig ist.

Dieses Gefühl kenne ich nur zu gut aus den ersten Jahren meiner Krisenvorbereitung und umso mehr ich mich mit den einzelnen Szenarien beschäftigt habe, desto mehr habe ich vermeintlich erkannt, dass ich mich nicht auf alles vorbereiten kann und somit im Grunde genommen schutzlos ausgeliefert bin.

Doch genau diese Gedankengänge sind Hirngespinste, denn es gibt für fast alle Krisenfälle auch eine entsprechende Vorbereitung. Vom Aneignen neuer Fähigkeiten und Fertigkeiten angefangen bis hin zur Anschaffung der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände kannst du für die allermeisten (und vor allem für die realistischen!) Krisenszenarien optimal vorsorgen und deine Chancen ungemein erhöhen.

Statt also zu denken, dass das eine oder andere Krisenszenario dein Leben aus den Fugen gleiten lässt, solltest du nach Lösungen für die potenziellen und mutmaßlichen Probleme suchen. Die Beschäftigung mit Problemen und die Entwicklung der damit einhergehende Problemlösungsstrategien helfen dir ungemein dabei, deine mentale Stärke auszubauen.

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